Nachdem in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten die Gottleuba bereits mehrfach gefährliche Hochwasserstände erreicht hatte (1480, 1552, 1897 und weitere), trat auf Grund klimatischer Umstände in der Region um Berggießhübel am 8. Juli 1927 eine extreme Wettersituation ein, die im Verlauf des Abends und in der folgenden Nacht zum 9. Juli Ausmaße einer Naturkatastrophe annahm.

Die Hochwasserkatastrophe betraf sowohl den Flusslauf der Gottleuba, als auch den der Müglitz, die etwa auf einer Höhe von 700-900 m ü.N entspringen. Beiden Flüssen ist gemeinsam, daß sie ein großes Einzugsgebiet besitzen, das im weiteren Flußlauf in eine relativ enge, V-förmige Talform mündet. Bereits diese topologische Konstellation begünstigt prinzipiell die Entstehung von Hochwassern. Hinzu kommt das geologisch ungünstige Gefälle des Flusslaufs im mittleren und unteren Bereich. Wesentlich zu der Schwere des Hochwassers trugen antropogene, durch den Menschen geschaffene Ursachen bei: In den oberen Flussläufen kam es durch den stark intensivierten Bergbau im 15. /16. Jahrhundert zu Abholzungen, bei denen ehemals große Waldflächen um bis zu 90% dezimiert wurden. Somit waren die Voraussetzungen für die natürliche Speicherung von Regenwasser und die Vermeidung des direkten Abflusses in die Gewässer nicht mehr im nötigen Umfang gegeben.